Verdichtung konkret – am Beispiel Brunaupark
23. November 2020Die Schweiz ist kein Stadt-Staat
2. Februar 2021Indikatoren zur „Stimmungslage“
Die „Perspektive 2040“ sieht vor, dass in 20 Jahren 340‘000 Menschen mehr als bisher im Kanton Zürich leben werden. Davon 100‘000 in der Stadt Zürich. „Weite Dichte Identität“ hat die Debatte über das Für und Wider eines solchen Zuwachses lanciert.
Am 29. November wurde in der Stadt Zürich über die „Gratisbadi“-Vorlage befunden. Allgemein wurde auf Grund der politischen Mehrheitsverhältnisse angenommen, dass die Vorlage „durchkommt“. Sie kam es nicht. Kommentatoren titelten: „Rotgrün bringt nicht alles durch“. Das ist zwar richtig, aber zu kurz gedacht. Denn scheinbar sind die Initianten der „Gratisidee“ selbst selten in den Badis gewesen. Sie hätten unschwer feststellen können, dass der Platz auf den Liegewiesen, in den Bassins oder am Seeufer immer knapper wurde. Die Habitués, und das sind in der Badesaison die meisten Badibesucher, und als solche auch Stimmbürgerinnen und Stimmbürger in dieser Stadt, sagten Nein, weil sie nicht die ganze „Agglo“ in ihrer Badi haben wollten, und dann noch gratis. Einfacher ausgedrückt: Auch die der „Freitag-Taschen“-Generation angehörenden Mütter und Väter wollten „ihren“ Schattenplatz um den Baum rechts hinten, nicht mit „anderen“ teilen. Auch nicht die wenigen Veloständer vor den Badis. Demographen stellten nüchtern fest, für das Resultat sei massgeblich eine Besorgnis um zunehmende Dichte ausschlaggebend gewesen.
Am 26. November 2020 berichtete die NZZ unter dem Titel „Private Innenhöfe und Dachterrassen sollen für alle frei zugänglich werden“ über die Vorberatungen des kommunalen Richtplans im Gemeinderat. Im zur Diskussion stehenden Siedlungsplan müssen weiterhin öffentliche Grünflächen gewährleistet sein. Für alle Bewohnerinnen und Bewohner je acht Quadratmeter und für alle in Zürich tätigen Arbeitnehmenden je fünf Quadratmeter. Die Erkenntnis scheint sich durchgesetzt zu haben, dass kaum mehr „öffentliche Flächen“ vorhanden sind, um dieses Erfordernis an Grünflächen stemmen zu können. Und weil das so ist, will der Stadtrat, sozusagen im Sinne einer „Ersatzbeschaffung“, den gesamten privaten Grünraum in der Stadt als „öffentlich“ deklarieren. Diese Idee wird zu heissen ideologisch gefärbten Debatten führen. Die in diesem Blogbeitrag allerdings nicht von Belang sind. Es lohnt sich aber schon, darüber zu reden und nachzudenken, wie man künftig in einer um 100‘000 Menschen gewachsenen Stadt jenen Anteil an öffentlichen Grünflächen garantieren will, der schon heute praktisch nicht mehr verfügbar ist. Da würden wohl auch alle privaten Gärten, Höfe und Dachterrassen nicht weiter helfen. Irgendwie ist es wie beim Entscheid über die „Gratisbadi“. Will oder muss man die kleine Wiese im Vorgarten mit allen teilen?
Walter L. Blum